Er ist eine Verbeugung vor der Leistung und Courage der Wandermusikanten, die der Not gehorchend im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren Instrumenten und ihrer Musik erst Deutschland, dann Europa und schließlich auch den amerikanischen Kontinent, ja die weite Welt „eroberten“: der Pfälzer Musikantenweg. Am Freitag, dem 9. April, wurde er in einer der Pandemiesituation angemessenen, bescheiden klein gehaltener Runde und unter Einhaltung der Coronaregeln, einschließlich Schnellteststation, auf dem Otto-Feick-Platz in Reichenbach-Steegen mit der Enthüllung einer von insgesamt elf Infotafeln eröffnet.
Die Verbandsgemeinde Weilerbach hat im Zuge ihrer touristischen Expansion ganz bewusst diesem ehemaligen Berufszweig, der eine Besonderheit hier im Westen der Pfalz war, mit dem noch zu zertifizierenden Qualitätsweg ein würdiges Denkmal gesetzt. Wer der Markierung mit der weißen Tuba auf blauem Feld folgt, wird selbstverständlich auf die typischen Musikantendörfer Mackenbach und Jettenbach (Kreis Kusel), Hochburgen der Wandermusikanten, treffen. Und hier auch noch eine Begegnung der besonderen kulturellen Art machen. Denn ein Besuch des hervorragend geführten, mit vielen historischen Instrumenten, Preziosen und Dokumenten ausgestatteten Musikantenmuseums in Mackenbach sowie des bildhauerischsehenswerten Musikantenbrunnens in Jettenbach und der Musikantenhäuser lohnt sich. Diese kulturellen Begegnungsgelegenheiten sind ein zweiter Aspekt dieser Wanderroute, die gezielt einlädt, auch die am Weg liegenden Gemeinden zu besuchen und kennenzulernen. Und noch ein drittes Merkmal hat der federführende verantwortliche Tourismusbeauftragte Volker Halfmann bei der Planung im Sinn gehabt: das Eintauchen in eine reizvolle Landschaft mit wunderbaren Aussichtspunkten, mit freiem Blick über das Pfälzer Bergland, in die Ferne. Ein symbolträchtiges Bild, das für die Musikanten bei ihrem Aufbruch ins Ungewisse steht.
Von daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Aspekte Gegenstand der Redebeiträge waren. Glücklich über den Anlass war Bürgermeisterin Anja Pfeiffer, auch wenn in ihren Begrüßungsworten etwas Wehmut mitschwang. War die Eröffnung doch als großes Event geplant: ein Fest mit musizierenden Wandermusi-kanten, einer Familienwanderung, mit Festtagsstimmung in den am Wanderweg liegenden Gemeinden, deren Gemeindevorsteher sie herzlich willkommen hieß: die Ortsbürgermeister Daniel Schäffner aus Mackenbach, Henning Schaumlöffel mit dem Beigeordneten Achim Schaumlöffel aus Schwedelbach, Klaus Urschel aus Erzenhausen, Claudia Zahneisen aus Kollweiler, Dirk Wagner aus Reichenbach-Steegen, dem Beigeordneten Karl Mohr aus Jettenbach und Bürgermeister Ralf Hechler aus Ramstein-Miesenbach. Ein besonderer Gruß galt Landrat Ralf Leßmeister; der Vorsitzenden des Mackenbacher Musikantenmuseums, Bärbel Holzmann; Jürgen Wachowski aus Otterberg, der maßgeblich an der Realisierung des Wanderweges beteiligt war; Anne-Marie Kilpert vom Büro Entra, Regional Management; dem Reichenbach-Steegener Gerd Häßel, ausgewiesener Kenner von Otto Feick, der in Reichenbach-Steegen das Rhönrad erfunden hat; Mitarbeiter des Bauhofs und den Tourismusbeauftragten der Verbandsgemeinde, Volker Halfmann, der viel Herzblut in dieses Projekt investiert habe. Die Kosten für den Wanderweg bezifferte Anja Pfeiffer auf 17.000 Euro, 13.000 Euro seien an Leader-Fördermitteln geflossen. Gerade weil der Weg von der Idee bis zur Realisierung ein langer gewesen sei, freue sie sich umso mehr über die Fertigstellung dieses dem Wandermusikantentum gewidmeten Wanderweges, der sich auch für den örtlichen Handel, die Gastronomie und Hotellerie lohnen solle. Das Wandern erlebe in den letzten Jahren eine Renaissance, daher sei die Verbandsgemeinde mit ihren Angeboten auf einem guten Weg. Mit einer englischsprachigen Übersetzung des „Musikantenweg“-Flyers wolle man gezielt die amerikanischen Mitbürger ansprechen.
In seiner Dankadresse beglückwünschte Landrat Ralf Leßmeister die Verantwortlichen zu diesem Highlight, das an die Ursprünge des Wandermusikantentums erinnere. Solche Projekte seien touristische Anziehungspunkte, die mit Steigungen von 600 Höhenmetern auch sportlich Ambitionierten entgegenkomme. Eine digitale Steuerung per GPS nannte er einen weiteren Pluspunkt.
Die Vorsitzende des Musikantenmuseums Mackenbach, Bärbel Holzmann, ging auf die Geschichte der Wandermusikanten ein. Zudem lobte sie, dass mit dem Projekt die Würdigung der Musikanten und ihres Pioniergeistes aus der Enge des Museums genommen und auf eine breitere Ebene gestellt werde.
Der Pfälzer Musikantenweg hat für Volker Halfmann, spiritus rector dieses Projekts, für diese Region den Charakter eines Alleinstellungsmerkmals. Dieser Wanderweg biete die Gelegenheit, Landschaft, Orte, Natur und Kultur bewusst zu erleben.
Der 26,5 Kilometer lange Pfälzer Musikantenweg ist verbandsgemeindeübergreifend und macht mit der Station Jettenbach einen Abstecher in den Landkreis Kusel sowie im Bereich des Jakobsbrunnens in die Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach. Die elf Infotafeln zeigen Wissenswertes über das Wandermusi-kantentum und die Gemeinden. Dass der Deutsche Wanderverband den Musikantenweg mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ noch adeln soll, unterstreicht dessen Attraktivität. Ein weite-res Qualitätsindiz: Noch im April erscheint eine aktualisierte Auflage des Kompass-Wanderführers „Nordpfälzer Bergland Rheinhessen“, in dem der „Pfälzer Musikantenweg“ ausführlich beschrieben ist.