Europa und die Welt erleben seit Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren eine der eingreifensten Krisen. Die Corona-Pandemie schränkt das freiheitliche Leben in unseren Breitengraden ein, was gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat. Die Ansprachen an den Ehrenmählern mussten in diesem Jahr aufgrund der Infektionszahlen ausfallen. Gerade in einer Zeit, wie wir sie zurzeit gemeinsam erleben, bedarf es der Mahnung und Erinnerung.
Wir erleben nicht nur seit diesem Jahr eine gesellschaftliche Spaltung. Ob bei der US-Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen, der Akzeptanz von Maßnahmen zum Infektionsschutz, oder dem Umgang mit dem Klimawandel sowie der Digitalisierung aller Lebensbereiche sind diese Spaltungen offensichtlich. Die Anfänge dieser Spaltung liegen im Ausgang der 1990er Jahre.
Ein Großteil unseres Wohlstandes und Fortschrittes wurde auf Basis demokratischer Errungenschaften geschaffen. Diese Basis erhob sich aus den Lehren der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert. Eine Basis die Risse bekommen hat und anfängt zu bröckeln. Der Volkstrauertag macht uns jedes Jahr bewusst, dass die Errungenschaften wie Freiheit und Frieden keine Selbstverständlichkeiten sind. Demokratische Systeme passen sich den Herausforderungen einer jeden Zeit an und wirken wie ein Mörtel, der das „Bröckeln“ aufhält und die Risse schließt. Dieser Mörtel darf nicht brüchig werden.
Es hat den Anschein, dass die Bindekräfte des Mörtels, welcher die Gesellschaft und den politischen Diskurs zusammenhält, schwinden. Die Corona-Pandemie macht dies umso offensichtlicher.
Sind wir bereit für Nächstenliebe und Solidarität einzustehen? Sind wir bereit den Mörtel zu festigen, welcher das gesellschaftliche Haus zusammenhält?
Der Populismus mit den Autokraten Kräften und deren Rückgang zu Nationalstaaten ist kein ehrlicher Umgang mit den Herausforderungen dieser Zeit. Ein Regieren im Sinne des Gemeinwohles ist bei Populisten durch ihre Dogmen, Gier, Rache, Demütigungen und Gefallsucht nicht möglich und lenkt somit von einem vernünftigen Handeln ab.
Jeder von uns trägt ein Stück Verantwortung für die Gesellschaft, sei es in der Familie oder im Beruf, sei es im ehrenamtlichen Engagement oder einfach im Umgang mit anderen Menschen.
Freiheit und Frieden sind keine Selbstverständlichkeit.
Freiheit und Frieden müssen gegenüber allen radikalen Gruppierungen vehement gewahrt und verteidigt werden.
Das kostet Kraft und Überzeugung. Wir müssen aus der Komfortzone heraus und nichts für als selbstverständlich hinnehmen.
Am Volkstrauertag gedenken wir der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Klasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.
Der Gemeindevorstand legte an den einzelnen Ehrenmahle Kränze nieder.